Bei dieser Art der Bohrung “Fracking” werden Millionen Liter einer chemischen Brühe in den tiefen Untergrund gepresst.
Als Fracking wird das hydraulische Aufbrechen (Hydraulic Fractioning, kurz “Fracking”) der Gesteinsschichten in Verbindung mit Chemie bezeichnet. Mit dieser Technologie wird es möglich die in den Gesteinsschichten gebundenen Gas- und Ölvorkommen zu fördern. Ein Gemisch aus Wasser, Sand und chemischer Zusätze wird mit hohem Druck (viele hundert Bar) in die Gesteinsschicht gepresst und damit aufgebrochen. Der Sand dient dazu die Risse im Gestein offen zu halten, damit das Gas bzw. Öl hindurch strömen kann.
Dies kann getrost als sehr harter Eingriff in die Natur bezeichnet werden, vor allem birgt dieses Verfahren große Gefahr für Mensch, Tier und Umwelt. Das Verfahren selbst stammt aus den USA und wurde entwickelt um sich von der Abhängigkeit von Drittländern bezüglich Erdöl und Erdgas zu lösen.
Unabsehbare Folgen durch Fracking!
Umweltverbände und Umweltschützer machen nicht ohne Grund gegen Fracking mobil. Es besteht aufgrund des Chemikalieneinsatzes erhebliche Gefahr für die Verunreinigung und Vergiftung des Grundwassers. Zudem besteht die Möglichkeit für künstliche Erdbeben und verseuchte Landschaften. Zu den gängigsten Chemikalien zählen Isopropanol, Kaliumchlorid, Zitronensäure, Boratsalze, Dimethylformamid (Amid der Ameisensäure) und Glutardialdehyd. Der Einsatz dieser chemischen Stoffe hat mehrere Gründe. Einerseits muss die Bohranlage vor Korrosion geschützt werden, andererseits werden auch Bakterien abgetötet; weiters dienen diese Stoffe als Schmier- und Verflüssigungsmittel. Auch wenn es beim Einsatz dieser Chemikalien deutliche Fortschritte gibt (Reduktion von ursprünglich über 100 auf etwas 30 Bestandteile), ist die nach wie vor eingesetzte Menge an Chemie sehr bedenklich.
Das Umweltschützer auf diese Gefahren mittels Protesten und Demonstrationen hinweisen geschieht nicht ohne Grund. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen durch die Fracking-Unternehmen konnten nun erstmals im Fracking-Gebiet von Pennsylvania in den USA Verunreinigungen durch Methan, Ethan und Propan nachgewiesen werden. Forscher untersuchten 141 private Brunnen im Umkreis von einem Kilometer zur Fracking-Anlage und fanden diese Belastungen im Trinkwasser. Beispielsweise war die Belastung durch Methan sechsmal höher als in anderen Brunnen.Wie das Gas in Grundwasser gelangte ist noch nicht geklärt. Möglicherweise sind die Metallverkleidungen der Fracking-Bohrung oder Betonschichten löchrig die ein Austreten vom Gas verhindern sollen.
Umweltzerstörung, Wasserverbrauch und unsere Gesundheit
Fracking bedeutet nicht nur eine akute Gefahr für unser Grundwasser. Gravierend ist auch die notwendige Fläche welche pro Bohrung benötigt dh. es wird viel Landschaft mit zerstört. Weiters ist der Bedarf an Süsswasser beim Fracking enorm. In den USA werden je nach Gasquelle zwischen acht und 19 Millionen Liter Wasser benötigt. Um sich diese Menge besser vorstellen zu können: eine haushaltsübliche Badewanne benötigt durchschnittlich 140 Liter Wasser. 8 Millionen Liter Wasser entsprechen somit 57.000 Badewannenfüllungen bzw. 135.000 Füllungen bei 19 Millionen Liter Wasser. Natürlich muss dieses eingesetzte Wasser erst zum Bohrloch transportiert werden und nachher als verseuchtes Fracking-Wasser im Millionen-Liter-Format wieder entsorgt werden. LKWs oder Pipelines werden dafür eingesetzt, was weitere Umweltbelastungen mit sich bringt. Die Reinigung erfolgt meist über den Abwasserkanal durch Kläranlagen.
Eine Studie in den USA vom Oktober 2012 untersuchte die Auswirkungen von Fracking für Erdgas auf die Gesundheit. Es zeigt sich das 70 Prozent der Betroffenen über Halsschmerzen und Irritationen im Hals klagten. 80 % der umliegenden Anwohner solcher Anlagen zeigen vermehrt Probleme mit Entzündung der Nasennebenhöhlen (Sinusitis) nach Kontakt mit dem extrahierten Gas. Die Hilfestellung durch die Industrie ähnelt sehr stark der uns bereits bekannten bez. Elektrosensibilität auf zB. Funkbelastungen: Alles nur Einbildung, bestenfalls Einzelfälle und damit gegenstandslos. Interessanterweise nehmen die Beschwerden an Intensität zu, je näher die Betroffenen an der Bohranlage leben.
Weitere bekannte Symptome durch Umfragen sind: Ermüdungserscheinungen, Augenbrennen, Kopfschmerzen, Verhaltens- & Gemütsveränderungen, usw.. Auch Tierärzte stellten an Vierbeinern Probleme fest wie schlechter Allgemeinzustand, Probleme bei Reproduktion, Milchproduktion, Wachstum, plötzlicher Tod, neurologische Ausfallserscheinungen, Probleme im Harnwegbereich, Gastrointestinaltrakt, Haut und so weiter.
Fracking im deutschsprachigen Raum, am Bodensee?
In Deutschland wurde ein Gesetzesvorhaben, das Fracking ermöglichen sollte, im Juni gekippt. Die Bundesregierung hatte Fracking zuvor in Trinkwasserzonen verboten. Befürworter der Technologie wünschten sich Fracking unter strengen Vorschriften abseits dieser Trinkwassergebiete zu testen, besteht doch durch diese Form der Erdöl- und Erdgasgewinnung die Hoffnung auf eine vergleichsweise günstige Energie.
Fracking-Türme am Bodensee? So abwegig ist diese Vorstellung gar nicht, vermutet die Gas- und Ölindustrie in diesem Gebiet doch deutliche Vorkommen im Schiefergestein in 1.000-1.500 Metern Tiefe. Naturschutzorganisationen sehen die Chance für Fracking am Bodensee in 10-20 Jahren bei 50/50. Sollten tatsächlich Vorkommen gefunden werden, besteht natürlich wirtschaftliches Interesse dieses auch zu gewinnen. Die Gefahr der Verschmutzung der Natur und vom Trinkwasser ist real gegeben; derzeit beziehen fünf Millionen Menschen deren Trinkwasser aus dem Bodensee, dies ist mehr als ein Drittel der Bevölkerung von Baden-Württemberg.
Auch in Österreich und der Schweiz ist derzeit Fracking kein Thema. Zudem sind viele Parteien mit dem Thema beschäftigt um ein Verbot zu erwirken – auch grenzübergreifend – verbindet der Bodensee doch mehrere Länder miteinander und würde Fracking zum Problem für alle machen. Auch in der Bevölkerung bildet sich bereits Widerstand, vorsichtshalber gegen eventuell vorhandene Pläne.
@Update vom 07. Juli 2013
Zum Thema Fracking kommt in Kürze auch der Film “Promised Land” mit Matt Damon ins Kino. Geplant war der Filmstart zum 20. Juni 2013. Den Trailer zu “Promised Land” gibts weiter unten, nach den Links.
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LINK-SAMMLUNG
» Umweltrat sieht Fracking kritisch
» Bodensee-Anrainer verlangen Trinkwasserschutz
Trailer zu “Promised Land” mit Matt Damon
http://www.youtube.com/watch?v=i2CGQu3NI78?rel=0
Ergänzende Videobeiträge zum Thema Fracking
http://www.youtube.com/watch?v=KMSCSsu1HPI?rel=0
http://www.youtube.com/watch?v=4LBjSXWQRV8?rel=0
http://www.youtube.com/watch?v=qd7NatBfpE4?rel=0
http://www.youtube.com/watch?v=879tcjGIWpk?rel=0