Das Pferd, ein Feinschmecker bei (Heil)Kräutern
Nicht jedem Pferd steht eine üppige Wiese mit vielen unterschiedlichen Kräutern zur Verfügung. In unseren Breiten ist die Vielfalt oft nicht gegeben. Auch sollte eine Weide erst erkundet werden, bevor sie von Pferden beweidet wird. Die meisten Pferde wissen zwar instinktiv, welches Kraut gefahrlos gefressen werden kann und welches nicht, doch Vorsicht ist besser als Nachsicht.
Heilkräuter enthalten eine Vielzahl von Wirkstoffen deren Zusammenspiel eine positive Wirkung haben. Die ätherischen Öle von Kräutern helfen bei Erkrankungen der Atemwege, der Harnorgane und der Haut. Bitterstoffe wirken sich positiv auf Magen, Darm, Leber und Bauchspeicheldrüse aus. Sind also vorteilhaft für die Verdauung. Gerbstoffe sind adstringierend (zusammenziehend) und damit gut für Haut und Schleimhäute. Zusätzlich verhindern sie die Aufnahme von Giftstoffen. Saponine sind reinigend. Sie wirken harntreibend und auswurffördernd. Scharfstoffe verbessern die Durchblutung und helfen zur Abheilung von in zum Stillstand gekommenen chronischen Prozessen. Schleimstoffe lindern den Reiz und schützen Haut und Schleimhäute. Darüber hinaus stecken in einem Kraut auch Alkaloide, Glykoside, Harze, Enzyme, Vitamine und Wachse. Das Zusammenspiel aller Bestandteile in einem Kraut sorgt für die optimale Heilwirkung.
Der Einsatz von Heilkräutern eignet sich besonders bei Hauterkrankungen, geringgradigen Verdauungsstörungen, Infektionsanfälligkeit, psychischen Problemen und zur Unterstützung chronischer Erkrankungen. Wird die erwünschte Wirkung jedoch nicht erzielt, ist unbedingt ein Tierarzt hinzuzuziehen. Den großen Vorteil den Heilkräuter gegenüber der Schulmedizin haben, ist, dass kaum Nebenwirkungen auftreten.
Aufbereitung und Gabe
Kräuter können frisch oder getrocknet gereicht werden. Sie können vom Pferd innerlich eingenommen oder äußerlich verwendet werden. Eine innerliche Anwendung von Heilkräutern sollte generell nicht mehr als 4 Wochen praktiziert werden.
- Aufguss: frische oder getrocknete Kräuter werden mit kochendem Wasser übergossen, 10 min. ziehen gelassen und dem Pferd mit den Pflanzenteilen angeboten (ca. 200 ml Wasser auf 50 g Kräuter)
- Extrakt: dies ist ein alkoholischer Auszug der hauptsächlich bei Prellungen, Verstauchungen und Blutergüssen zum Einsatz kommt (nicht auf offene Wunden!)
- Öle: diese werden hauptsächlich äußerlich angewandt
- Kompressen und Umschläge: frische oder getrocknete Kräuter werden auf einen Baumwollstoff gegeben und mit heißem Wasser übergossen, nach dem Abkühlen können damit äußere Wunden behandelt werden
Die Gabe von Kräutern kann bei vielen Problemen helfen, eine Therapie unterstützen oder vorbeugend wirken. Etwa bei Satteldruck, chronischem Husten, Ekzemen oder Insektenstichen kann die richtige Kräutermischung helfen.
Kräuter-Rezepte für die Gesundheit des Pferdes
- Chronischer Husten:
Hierfür gibt man: 125 g Anis, 500 g Eibisch, 100 g Schlüsselblume, 250 g Spitzwegerich, 250 g Süßholz;
Von dieser Mischung gibt man dem Pferd täglich 50 g in das Futter. Diese Kräutermischung kann man 3 – 6 Wochen geben. - Akuter, fieberhafter Husten:
Hierfür gibt man: 60 g Anis, 250 g Eibisch, 50 g Schlüsselblume, 120 g Spitzwegerich, 120 g Süßholz, 150 g Beinwell, 100 g Huflattich, 150 g Linde, 150 g Thymian;
Von dieser Mischung gibt man dem Pferd täglich 50 g für ca. 3 Wochen. - Kolik:
Die folgende Mischung ist besonders geeignet bei Futterumstellung. Die Verdauung wird sanft angeregt, Krämpfe und Darmmuskulatur entspannen sich und Blähungen wird vorgebeugt.
Hierfür gibt man: 50 g Anis, 100 g Kamille, 100 g Melisse, 100 g Salbei, 200 g Schafgarbe;
Von dieser Mischung gibt man dem Pferd täglich 50 g. - Durchfall:
In Zeiten stärkerer Belastung wie etwa durch Turniere, Weideauftrieb, Transport usw. kann durch adstringierende Kräuter der Darm beruhigt und Entzündungen gemildert werden.
Hierfür gibt man: 100 g Beinwell, 200 g Eibisch, 100 g Heidelbeerblätter, 100 g Salbei, 100 g Schafgarbe;
Von dieser Mischung gibt man dem Pferd täglich 50 g für 1 Woche. - Sommerekzem und Hauterkrankungen:
Um die Haut zu entlasten und den Stoffwechsel zu unterstützen ist eine Entschlackung über die Nieren sinnvoll. Hierfür gibt man: 500 g Brennessel, 400 g Kamille, 400 g Löwenzahl, 400 g Salbei, 400 g Acker-Schachtelhalm; Von dieser Mischung gibt man dem Pferd täglich 75 g in das Futter.
Für eine lokale Behandlung werden: 200 g Kamille, 200 g Ringelblume, mit 1 l Wasser überbrüht, auskühlen gelassen, den Tee auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen;
Pferde die anfällig für Sommerekzeme sind behandelt man vorbeugend bereits 6 Wochen vor dem zu erwartenden Auftreten der Ekzeme. - Insektenstiche und Satteldruck:
Ein bewährtes Hausmittel ist hier die Zwiebel.
Hierfür verwendet man eine gequetschte Zwiebel. Diese wird bei Stichen oder schmerzenden oder angeschwollenen Stellen durch Satteldruck aufgelegt und mit einem Verband fixiert. Zusätzlich kann man auch frisch gequetschte Pfefferminze oder Melisse auflegen. Falls dies nicht möglich ist, den Saft der Zwiebel an der betroffenen Körperstelle einmassieren. Zwiebeln enthalten Antihistamine und hemmen dadurch weiteres aufschwellen und lindern den Juckreiz. - Insektenschutz:
Hierfür gibt man: 1 TL Nelkenöl, 1 EL Eukalyptusöl, 1 Tasse Baby- oder Eukalyptus-Badeöl, 1 Tasse Wasser, 2 Tassen Obstessig; äußerlich aufgetragen wird diese Mischung mit einer Sprühflasche oder einem Schwamm. - Stress:
Zunächst sollte die Ursache für den Stress gefunden und abgestellt werden. Bleibt das Tier nach wie vor unruhig kann mit folgender Mischung beruhigend eingewirkt werden.
Hierfür gibt man: 200 g Baldrian, 80 g Enzian, 200 g Kamille;
Von dieser Mischung gibt man dem Pferd täglich 50 g in das Futter, aber nicht länger als 2 Wochen lang (Baldrian ist nicht für eine Daueranwendung geeignet!). - Vorbeugend für Sehnen, Bänder und Gelenke:
Für alle akuten Erkrankungen im Bereich des Bewegungsapparates eignen sich folgende entzündungshemmende, beruhigende und Gelenkknorpel stärkende Kräuter.
Hierfür gibt man: 250 g Acker-Schachtelhalm, 200 g Beinwell, 250 g Goldrute, 100 g Schlüsselblume;
Von dieser Mischung gibt man dem Pferd täglich 50 g in das Futter. Besonders wohltuend für ältere Pferde während nasskalter Witterung.
Kräuter sind also nicht nur schön anzusehen, sie können uns auch bei der Gesunderhaltung unserer Lieblinge helfen. Bringen Sie mehr Würze in das Leben ihres Pferdes und schauen sie mal wieviel Freude es ihrem Pferd bereitet. Falls keine Kräuterwiese zur Verfügung steht und selber sammeln nicht möglich ist, dann gibt es auch gutes Zusatzfutter im Pferdebedarf. Besonders in den Wintermonaten sind Pferdemüslis mit Kräutern sehr gut. Es gibt auch Lecksteine die mit Kräutern angemacht sind. Den letzten den ich in den Stall gebracht habe – war nach 2 Tagen weg. Der hat sichtlich geschmeckt ;-).
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