Stress in der Pferdezucht (©123rf.com)

Wie reagieren Pferde bei der Fortpflanzung auf Stress?

Es werden verschiedene Stressoren (Auslöser für eine Stressreaktion) und ihre Auswirkungen aufgezeigt. Auch Stress in der Kinderstube hat negative Auswirkungen und kann zu Verhaltensstörungen führen. Stressmanagement bei der Pferdezucht ist von großem Nutzen da dadurch auch die Erfolgsrate steigt.

Biologischen Auswirkungen von Stress auf Paarungsverhalten von Pferden

Stress setzt bestimmte Hormone frei, die sich negativ auf das Paarungsverhalten von Pferden auswirken können. Unter Stress werden Stoffe wie Enkephaline und Endorphine ausgeschüttet die Gonadotropine hemmen. Das hat Folgen auf die Keimdrüsen die für die Bildung von Eizellen und Spermien zuständig sind. Weiters kann es dazu kommen, dass die Sexualhormone Östrogen (bei der Stute) und Testosteron (beim Hengst) deutlich absinken. Das führt wiederum dazu, dass die Tiere ein vermindertes Interesse an Sex haben.

Stute mit Fohlen

Stute mit Fohlen

Bei andauerndem Stress kann es auch vorkommen, dass ein Hengst deformierte Spermien produziert und die Stute einen unregelmäßigen Zyklus aufweist. Unter Stress übernimmt das sympathische Nervensystem. Dies macht handlungsfähig. Der Herzrhythmus und Blutdruck steigen und es wird vermehrt Blut zu den Muskeln geleitet. Für die Ausschachtung (Erektion) vom Penis sollte allerdings das parasympathische Nervensystem (übernimmt ohne willentliche Steuerung innere Lebensfunktionen) die Führung übernehmen. Deshalb wirkt sich Stress beim Hengst mitunter in Form einer verfrühten Ejakulation oder Impotenz aus.

Stressfaktoren die sich negativ auf den Sexualtrieb auswirken

Es gibt viele Stressoren, die bei einem Pferd Stress auslösen. Nachfolgend werden einige beschrieben:

  • Körperliche Anstrengung:
    Ist ein Pferd dauernd körperlichen Belastungen ausgesetzt, wie z.B. ein Turnierpferd, kann dies für das Tier Stress bedeuten.
  • Diverse Umwelteinflüsse:
    Für Pferde ist das Sozialleben sehr wichtig. Der natürliche Sexualtrieb wird am besten in einem Familienverband (ein Familienhengst mit seinem Harem) ausgelebt. In solchen Verbänden ist auch die Fruchtbarkeit am höchsten.
  • Gesundheit:
    Der Ernährungszustand und die Vitalität der Tiere ist ein wesentlicher Faktor für die Paarungsbereitschaft.

Der erfolgreiche Deckakt

Wird das natürliche Fortpflanzungsverhalten und eine artgerechte Haltung geboten, wird die Zucht von Erfolg gekrönt sein.

Pferd schaut aus Hänger (©123rf.com)

Pferd schaut aus Hänger (©123rf.com)

Maßnahmen die einen erfolgreichen Deckakt unterstützen:

  • Geruch:
    Der Geruch des anderen Geschlechts erhöht den Sexualtrieb. Bei der künstlichen Befruchtung kann dies genutzt werden, indem der rossigen (paarungsbereit) Stute Mist oder Einstreu mit Urin vom Hengst gebracht wird. Auch für den Hengst wirken die Ausscheidungen einer rossigen Stute sexuell stimulierend. Dies kann man sich beim Natursprung (Deckakt den Hengst und Stuten in Familienbanden ausüben) zu nutze machen. Oder bei der künstlichen Samenentnahme.
  • Transport:
    Ein Transport ist für die meisten Pferde mit Stress verbunden. Wird aber die Stute, die gedeckt werden soll, nicht alleine zum Stall des Hengstes gebracht sondern wird sie von einem ihr vertrautes Pferd begleitet, vermindert das den Stress.
  • Zwangsmaßnahmen:
    Oft wird die Stute, damit sie der Hengst gefahrlos begatten kann, mit Fesseln fixiert. Dies kommt einer „Vergewaltigung“ gleich und kann ein schweres Trauma auslösen und in weiterer Folge den Zuchterfolg dramatisch herabsetzen.
  • Soziale Aspekte:
    Pferde sind Herdentiere und haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten. Auch beim Deckungsakt fühlen sie sich wohler, wenn die Herde beisammen ist.
  • Positive Erlebnisse:
    Stress kann beim Deckakt oder der Samenabnahme verringert werden, indem man für bekannte Gerüche, Entspannungsübungen oder Leckereien sorgt.
  • Bewegung:
    Körperliche Aktivität vor dem Deckakt steigert das Selbstvertrauen und den Kreislauf. Die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Befruchtung ist so höher.
  • Ernährung:
    Eine den Erfordernissen angepasste Ernährung mindert Stress und erhöht den Zuchterfolg.
Zwei "spielende" Fohlen

Zwei “spielende” Fohlen

Der Einfluss der Kinderstube auf das Erwachsenenleben

Fehler während der Aufzucht können später beim erwachsenen Pferd Krankheiten oder sogenannte „Untugenden“ auslösen. Wird mit jungen Pferden beispielsweise zu grob oder auch inkonsequent umgegangen, führt dies zu Angst und Unsicherheit. Ausreichend Platz, Bewegung und Herausforderungen sind wichtig. Ist dies nicht gegeben, löst das Dauerstress aus. Aber auch eine Überbeanspruchung hat negative Auswirkungen auf diese sensiblen Geschöpfe. Eine Reizüberflutung durch zu frühes Reittraining und Pferdezuchtausstellungen bedeutet enormen Stress.

Die Pferdeaufzucht ist ein komplexes Thema. Damit ein junges Pferd ein ausgeglichenes Gemüt entwickelt, sollte man es vorsichtig auf die Dinge vorbereiten, die zu seinem Erwachsenenleben einmal gehören werden. Das bedeutet die Gewöhnung an das Halfter, das Anbinden, den Fuß zur Hufpflege reichen, geputzt zu werden und langsames vertraut machen an Satteldecke und Sattel. Somit könnte auch die Verhaltensstörung des „Sattelzwangs“ (beim Aufsatteln bockt oder zwickt das Pferd) von vornherein vermieden werden. Auch beim Absetzen (das ist das Entwöhnen des Fohlens von seiner Mutter) sollte man mit Bedacht vorgehen und das Jungtier immer wieder mal kurz von seiner Mutter trennen. Der Stress der durch Verlustängste ausgelöst wird, führt sonst zu der Verhaltensanomalie „Kleben“ (ein Pferd wehrt sich von seiner Gruppe getrennt zu werden).

Man kann also viele ungewollte Verhaltensmuster bei Pferden durch eine einfühlsame Aufzucht verhindern. So wird das Jungtier später ein selbstbewusster, ausgeglichener Begleiter für den Menschen sein.

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Andrea
Author: Andrea

Andrea ist die leidenschaftliche Tierexpertin von PROnatur24. Zudem konnte sie sich in den letzten Jahren großes Wissen über Kräuter, ätherische Öle, Produkte mit Aloe Vera und Energiearbeit aneignen. Andrea kümmert sich in der Praxis vor allem um die Gesundheit von Tieren und

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