Wunderdroge Bewegung von Dr. Sven Seewald (©123rf.com)

Oftmals sind es die einfachen Dinge im Leben, mit denen sich die besten Ergebnisse erzielen lassen. Warum sollte das bei unserer Gesundheit anders sein? Hier findest Du eine Anleitung zum völlig legalen und äußerst effektiven Drogengebrauch.

von Dr. Sven Seewald MSc

Was würdest Du für ein Medikament bezahlen, das folgende Effekte auf Deinen Körper hat:

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  • ökonomisiert die Herzarbeit
  • verringert den Sauerstoffbedarf des Herzens in Ruhe
  • steigert die Auswurfleistung des Herzens
  • verbessert die Durchblutung der Herzkranzgefäße
  • bewirkt höhere Leistungsreserven des Herzens
  • hemmt die Arterioskleroseentwicklung (Gefäßverkalkung)
  • beeinflusst den Fett- und Kohlenhydratstoffwechsel günstig
  • wirkt der Adipositasentwicklung (Fettleibigkeit) entgegen
  • verbessert die Fließeigenschaften des Blutes
  • begünstigt die psycho-physische Entwicklung
  • verringert die körperliche und geistige altersbedingte Leistungseinbuße
  • trägt durch verbesserte Leistungsfähigkeit zu erhöhter Lebensqualität bei
  • verringert das Sturzrisiko

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Wir sollten wie die Affen in Bäumen klettern (©123rf.com)

Wir sollten wie die Affen in Bäumen klettern (©123rf.com)

Was glaubst Du, würde eine Pharma-Firma für die Entwicklung eines solchen Medikamentes ausgeben? Zum Glück gibt es dieses „Medikament“ schon seit Jahrtausenden und keine Pharma-Firma wird es jemals patentieren lassen können, da es Teil unserer Natur ist: Ganz richtig, die Rede ist von der „guten alten“ Bewegung! Die Vorteile liegen auf der Hand: Sie ist kostenlos und für jedermann immer und überall verfügbar. Bei korrekter Anwendung ist sie ohne bedenkliche Nebenwirkungen und kann bei richtiger Dosierung sogar Freude bereiten!

Was ist quantitative und qualitative Bewegung?

Quantitative Bewegung kennen die meisten unter Schlagwörtern wie Ausdauertraining oder Herzkreislauftraining. Diese Art von Bewegung ist zweifelsohne sehr wichtig und die Bedeutung dessen den meisten Menschen heute ganz klar, wie bereits erläutert. Doch was ist mit qualitativer Bewegung gemeint? Qualitative Bewegung bedeutet vereinfacht ausgedrückt, unseren Körper so zu bewegen, wie die Natur es vorgesehen hat und wofür der menschliche Körper gemacht ist. Bildlich gesprochen bedeutet das, dass wir wieder wie die Affen in den Bäumen herumklettern sollten, denn dafür ist unser Körper heute noch konzipiert. Doch was machen viele von uns stattdessen tagtäglich? Sitzen, sitzen und wieder sitzen.

Was denkst Du: Wie viele Stunden sitzt ein durchschnittlicher Mensch mit einem durchschnittlichen Bürojob pro Tag?

Rechnen wir es kurz gemeinsam durch:
Wir stehen auf, waschen uns und setzen uns bereits das erste Mal beim Frühstück hin. Dann geht es sitzend mit dem Auto, dem Bus oder dem Fahrrad zur Arbeit, wo wir wieder stundenlang an unserem Schreibtisch sitzen, bis wir Hunger haben. Beim Mittagessen sitzen wir wieder, um am Nachmittag nochmals einige Stunden am Schreibtisch zu sitzen. Wir machen uns wieder mit dem Auto, Bus oder Fahrrad sitzend auf den Heimweg, wo wir hungrig ankommen und uns sogleich an den gedeckten Tisch setzen. Am Ende unseres so bewegungsreichen Tages setzen wir uns auf unsere bequeme Couch, um zu lesen, fernzusehen oder uns zu unterhalten. Müde vom vielen Sitzen gehen wir ins Bett und schlafen wie? Sitzend! Warum? Die meisten Menschen schlafen in Seitenlage mit angezogenen Beinen und befinden sich damit die meiste Zeit der Nacht wieder in einer sitzenden Position! Was glaubst Du nun, wie viele Stunden wir durchschnittlich pro Tag sitzen? Circa 20 Stunden!

Training für Rücken und Schultern

Training für Rücken und Schultern

Ich habe das Beispiel des Sitzens verwendet, um zu verdeutlichen, was mit qualitativ einseitiger Bewegung gemeint ist. Qualitativ einseitige Bewegung betrifft fast alle Menschen, die über Schmerzen klagen. Warum? Denke kurz über Deinen Tagesablauf nach. Wie viele Handgriffe oder Bewegungen gibt es, die Du jeden Tag hunderte, wenn nicht tausende Male machst? Und gibt es Bewegungen, die Du in der Woche oder im Monat nur ein- bis zweimal machst?

Nehmen wir als zweites Beispiel unsere Schulter.

Machst Du regelmäßig eine Greifbewegung nach oben (über den Kopf), nach hinten oben oder gar nach hinten unten, so wie Du beim Autofahren auf den Rücksitz greifst? Hast Du schon bemerkt, dass Hausfrauen/-männer besonders im Frühjahr über Schulterschmerzen klagen, nachdem sie ihren Frühjahrsputz erledigt haben? Warum? Weil dabei Bewegungen ausgeführt werden, die ansonsten sehr selten gemacht werden. Genau hier liegt der sprichwörtliche Hund begraben.

Nach allem, was Du bisher gehört hast: Denke bitte kurz darüber nach, zu wie viel Prozent Du Deinen Körper mit all seinen Muskeln jeden Tag bewegst? Zu 100, 80 oder vielleicht nur zu 40 Prozent? Wir verwenden unseren Körper heute nur mehr zu zirka 15 bis 20 Prozent, die restlichen zirka 85 Prozent bleiben im Alltag meist ungenutzt.

Was bedeutet dies für unseren Bewegungsapparat?
Es kommt zu Verkürzungen unserer Muskeln, die wiederum unsere Gelenke, Bandscheiben oder auch unsere Menisci (als Meniskus -Mehrzahl: Menisken, latinisiert: meniscus/ menisci- bezeichnet man die halbmond- und keilförmigen Knorpelscheiben im Kniegelenk) belasten. Je kürzer der Muskel, desto grösser wird langfristig der Druck auf das Gelenk. Dadurch kommt es mit der Zeit zu einer zunehmenden Abnützung bzw. Arthrose des Gelenks. Wichtig ist hierbei: Die Arthrose ist nur eine Folgeerscheinung und nicht die Ursache des Problems. Die Ursache liegt in der verkürzten und verspannten Muskulatur!

Hocke, mit den Fersen ganz am Boden

Hocke, mit den Fersen ganz am Boden

Was bedeutet das für den schmerzgeplagten Menschen? Er ist seinen Schmerzen nicht mehr hilflos ausgeliefert, denn er kann sie nun gezielt selbst behandeln.

Kommen wir nochmals zur qualitativen und quantitativen Bewegung. Die qualitative Bewegung ist die Voraussetzung für die quantitative. Warum? Kannst Du Dir vorstellen, mit schmerzenden Knien zu joggen? Wohl kaum. Deshalb müssen Deine Knie zuerst schmerzfrei sein, damit Du überhaupt darüber nachdenken kannst, ob Du wieder einmal joggen gehst. Wie bekommst Du Deine Knie schmerzfrei? Indem Du sie so durchbewegst, wofür sie gemacht sind, d.h. zumindest einmal am Tag die volle Beweglichkeit des Gelenks zu nutzen. Bezogen auf das Kniegelenk bedeutet das, einmal am Tag in die Hocke zu gehen, wenn möglich mit den Fersen am Boden! (siehe Bild rechts)

Wofür ist unser Körper gemacht?

Dafür, dass wir den ganzen Tag sitzen? Wohl kaum! Ist es nicht vielmehr so, dass unser Körper ganzheitlich durchbewegt werden möchte? Hat es vielleicht einen Grund, warum wir sieben Hals-, zwölf Brust- und fünf Lendenwirbel haben? Etwa dafür, dass wir den ganzen Tag wie mit einem Stock in der Wirbelsäule umherlaufen? Könnte es sein, dass jedes noch so kleine Gelenk im Körper durchbewegt werden möchte, um das zu tun, wofür es gemacht ist – nämlich sich zu bewegen?

Fassen wir die Vorteile einer qualitativ hochwertigen Bewegung zusammen:

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  • reduziert Gelenk- und Wirbelsäulenverschleiss
  • führt zu maximaler Beweglichkeit
  • erhöht das Energielevel um 20-50% und verbessert die Stressresistenz
  • optimiert die körperliche Leistungsfähigkeit und
  • steigert die geistige Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit

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Volle Schulerbeweglichkeit ausnutzen

Volle Schulerbeweglichkeit ausnutzen

Höre auf Deinen Körper!

Ein weiterer wichtiger Punkt zum Thema Bewegung, der heute leider viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommt, ist die Kommunikation mit dem eigenen Körper. Was bedeutet das? Wie häufig passiert es, dass wir eine Vorstellung davon haben, wie Dinge sein oder geschehen sollen, ohne Rücksicht darauf, wie es unserem Körper dabei geht?

Wie oft gehen wir über unsere selbstgeschaffenen Grenzen, weil wir der Meinung sind, dass es ein bisschen wehtun darf bzw. soll? Respektieren und achten wir unseren Körper mit einer solchen Vorgehensweise? Wohl kaum. Deshalb empfehle ich, die körpereigenen Grenzen zuerst wahrzunehmen und dann auch bewusst zu respektieren. Alles andere birgt die Gefahr einer Reaktion in sich, die mitunter recht schmerzhaft sein kann.

Ein Fallbeispiel wird Dir das verdeutlichen:
Ich hatte einen Patienten mit Schmerzen im Bereich der unteren Wirbelsäule. Aufgrund dieser Schmerzen konnte er nur fünf bis zehn Minuten gehen. Dann wurden die Schmerzen unerträglich und er musste eine Pause machen. Ich behandelte den Schmerz in drei Sitzungen. Der Patient bekam seine Übungen und berichtete bei der vierten Behandlung folgendes:

„Nach der letzten Behandlung war ich drei Tage komplett schmerzfrei!“, woraufhin ich fragte: „Und dann?“ „Waren die Schmerzen plötzlich wieder da.“ sagte er. „Was haben sie in diesen drei Tagen gemacht?“, fragte ich. Er sagte: „Ich bin eineinhalb bis zwei Stunden täglich gelaufen, mit dem Fahrrad gefahren, und habe Dinge machen können, die sonst nicht möglich sind!“ Ich sagte zu ihm: „Dann dürfen sie sich auch nicht wundern, wenn die Schmerzen wieder da sind!“

Leben ist Bewegung und Bewegung ist Leben!

Leben ist Bewegung und Bewegung ist Leben!

Was passierte bei diesem Patienten?
Er respektierte seine körpereigenen Grenzen nicht und musste den Preis dafür bezahlen. Sinnvoller wäre es gewesen, den Körper langsam wieder an die Belastung zu gewöhnen, die Belastung langsam zu steigern: In Woche eins bewegt er sich 15 Minuten, in Woche zwei 20- 30 Minuten und in Woche drei 30-45 Minuten,… auch dann, wenn die Bewegung noch nicht schmerzhaft war, um den Körper nicht zu überfordern! Schmerz ist ein Signal des Körpers: Bis hierher und nicht weiter! Es geht darum, die körpereigenen Grenzen zu spüren und zu respektieren. Bei diesem Thema fällt mir immer wieder die Aussage einer befreundeten ärztin ein: „Sagt die Seele zum Körper: Sag’s Du ihm, auf mich hört er nicht!“

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Du sowohl die quantitative als auch die qualitative Bewegung in Deinem Leben brauchst. Die qualitative Bewegung ist dabei die Voraussetzung für die quantitative. Versuche, Deinen Körper regelmäßig ganzheitlich durchzubewegen!. Viele der heute vorherrschenden Beschwerden wie Schmerzen, Herzkreislauf- oder auch Stoffwechselerkrankungen, um nur einige zu nennen, kannst Du selbst beeinflussen.

Worauf wartest Du noch? Leben ist Bewegung und Bewegung ist Leben!

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LINK-Sammlung

» Dr. Seewald, Osteopathie und Schmerztherapie

» Schmerztherapie und Bewegungslehre nach Liebscher & Bracht

» Geobiologische Untersuchung im Schlafbereich

» Elektromagnetische Felder und deren Gefahrenpotential

» Was macht und hält uns fit und gesund?

 

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Dr. Sven Seewald
Arzt für Allgemeinmedizin und  dipl. Osteopath
Schmerztherapeut und Bewegungslehrer nach LnB

Römerstraße 30
AT- 6900 Bregenz

+43 (0)5574 32022
info@dr-seewald.at[/box]

 

Sven
Author: Sven

Sven ist Arzt für Allgemeinmedizin und dipl. Osteopath. Die Praxis von Dr. Sven Seewald ist in Bregenz. Das Ziel von Sven Seewald ist es zusammen mit seinen Patienten nachhaltige Wirkung gegen Beschwerden zu erzielen in Zusammenarbeit mit dem aktiv mitarbeitenden Patienten.

2 Comments
  1. Orhto-Tom 11 Jahren ago

    Wahre Worte!!

    Allerdings stimmt der Punkt mit dem Schlafen mit angezogenen Beinen nicht ganz:

    * Rein aus Wirbelsäulen-Sicht ist das natürlich kein Sitzen, da kein oder nur ein sehr geringer Druck auf der Wirbelsäule lastet. Um genau zu sein ca. 40% vom Druck, den die Wirbelsäule beim normalen Stehen aushalten muss. Hat mit “Sitzen” also nix zu tun.

    * Natürlich wird die Muskulatur dabei wieder einseitig “belastet”, aber das wird sie beim Schlafen so oder so. Schliesslich “schläft” man ja und die wenigsten von uns denken die ganze Nacht darüber nach, welche Liegeposition wohl am “orthopädisch” sinnvollsten ist 😉

    Trotzdem – sehr wichtiges Thema!

    • Dietmar 11 Jahren ago

      Servus Orhto-Tom. Danke für deinen Beitrag. Habe dein Kommentar natürlich an Dr. Seewald weitergeleitet und um Antwort gebeten. Mal sehen ob ich was zurück bekommt. 🙂

      lg Didi

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