Die Apotheke im Stall garantiert die Erste Hilfe für das Pferd im Notfall
In einem Stall gibt es immer wieder mal kleinere oder auch größere Notfälle. Sei es, dass sich Pferde beim Ausfechten der Rangordnung oder im Übermut gegenseitig verletzen oder ein Stück Draht ungünstig irgendwo hervorragt und sich ein Pferd daran verhängt.
Nicht zu vergessen sind Unfälle während des Trainings und Austritts, welche dann beide betreffen können – Pferd und Reiter. Hier sind Grundlagen für die Erstversorgung vor Ort notwendig und müssen verfügbar sein, in Form von Wissen aber vor allem zählt das Vorhandensein der notwendigen Materialien.
Empfehlung: Equipment einer Stallapotheke
- Liste von Tierärzten aus der Umgebung, Tierklinik
- Drahtschere oder Messer
- Verbandsschere
- Schermaschine
- Hufzange, Hammer, Hufraspel
- Nasenbremse
- Pinzette
- Fieberthermometer
- Einwegspritzen
- Einweghandschuhe
- Handtuch
- medizinische Seife
- Desinfektionslösung
- physiologische Kochsalzlösung (0,9%ig)
- 75%iger Alkohol
- Heilsalbe mit und ohne Antibiotikum
- Vaseline
- Blauspray
- Tupfer
- Verband
- Verbandwatte
- Fixierbinden
- Klebeband
- Bandagenunterlagen
- Bandagen
Mit dieser Ausrüstung ist man für den Notfall gut gerüstet. Auf eine ständige Wartung sollte geachtet werden.
Was ist bei einem Notfall beim Pferd zu tun?
Als erstes gilt es die Situation einzuschätzen. Steht das Pferd unter Schock, kann ich mich gefahrlos nähern, handelt es sich um eine kleine Verletzung bei der ich in Ruhe die Wunde reinigen kann, besteht die Gefahr des Verblutens, wann rufe ich den Tierarzt?
In erster Linie gilt, muss schnell gehandelt werden, um beispielsweise ein Verbluten zu verhindern, habe ich Erste Hilfe zu leisten. Dann erst wird der Tierarzt gerufen. Handelt es sich um eine kleine Verletzung kann man sich in Ruhe der Erstversorgung der Wunde widmen.
Die Reinigung der Wundumgebung
Mit medizinischer Seife wäscht man sich zunächst selbst die Hände und gibt dann Alkohol oder Desinfektionsmittel darauf. Man kann aber auch Einweghandschuhe tragen. Es soll ja nicht noch mehr Schmutz in die Wunde kommen.
Dann werden erstmal die Haare im Wundbereich mit der Schermaschine abgeschoren. Bitte nicht nass rasieren, dadurch entstehen kleine Risse, die für die Wundheilung nicht von Vorteil sind. Damit die geschorenen Haare nicht die Wunde zusätzlich verunreinigen, wird ein mit physiologischer Kochsalzlösung getränkter Tupfer auf die Wunde gegeben. Dann wird mit medizinischer Seife gereinigt. Zuletzt wird die Wundumgebung noch desinfiziert. Seife und Desinfektionsmittel sollten nicht in die Wunde gelangen!
Die Wundversorgung
Es sollten noch einmal die Handschuhe gewechselt bzw. die Hände wieder gewaschen und desinfiziert werden.
Jetzt kann die Wunde mit einer physiologischen Kochsalzlösung oder verdünnter Betaisodona-Lösung gereinigt werden. Die Spülung kann mittels Einwegspritzen durchgeführt werden. Handelt es sich nun um eine größere Wunde, die evtl. genäht werden muss, ist darauf zu achten, dass diese, bis der Tierarzt eintrifft, nicht austrocknet. In diesem Fall wird ein mit physiologischer Kochsalzlösung getränkter Tupfer als Wundauflage empfohlen. Bei kleineren Wunden (Schürfwunden, etc.) kann nun eine Heilsalbe aufgebracht werden. Wenn sich Eiter gebildet hat, wird eine antibiotikahaltige Salbe verwendet. Blauspray, der oft für vieles verwendet wird, kann nicht empfohlen werden (Austrocknung!). Dieser sollte hauptsächlich bei Strahlfäule zum Einsatz kommen.
Der Verband
Er sollte gut halten und keine Druckstellen verursachen. Der Verband wird im Prinzip wie beim Bandagieren mit jeweils 50 % Überlappung gewickelt. Eine Fixierbinde ist empfehlenswert, auch diverse Klebebänder können verwendet werden. Der Verband sollte großzügig angebracht sein, da ein Verrutschen nach unten immer möglich ist. Beim Entfernen des Verbandes bitte eine Verbandschere benutzen.
Der Druckverband
Hat sich ein Pferd so verletzt, dass die Gefahr des Verblutens besteht, kann auf die Hygiene meist keine Rücksicht genommen werden. Es ist erforderlich schnell zu handeln. Auf die Verletzung wird eine Tupferrolle gepresst und mit Fixationsmaterial unter Zug fixiert. Ist der Druckverband erst aufgebracht, muss sofort der Tierarzt verständigt werden.
Zusätzliche Tipps für die Erstversorgung am Pferd
Hat sich ein Pferd verletzt und will sich von ihnen nicht ruhig erstversorgen lassen, kann eine Nasenbremse hilfreich sein. Lässt sich das Pferd auch dadurch nicht ruhig stellen ist es besser auf den Tierarzt zu warten.
Richtiges Fiebermessen: Das Thermometer wird ca. 5 cm in den Anus gesteckt und mit der Spitze leicht nach oben an die Schleimhaut gerichtet. Außerdem sollte man nicht gleich nach dem Abkoten oder nach Anstrengung messen. Das würde das Messergebnis verfälschen.
Die Körpertemperatur eines ausgewachsenen Pferdes sollte bei 37,5 °C bis 38,5 °C liegen. Fohlen bis zum 5. Tag haben eine Körpertemperatur von 38,8 °C bis 39,3 °C und danach 38 °C bis 38,7 °C.
Hufrehe: Da die Hufrehe bereits nach 48 Stunden zu einem chronischen Zustand wird, muss sofort gehandelt werden. Das Pferd sollte in eine Box mit viel Einstreu oder besser noch mit Sand oder Torf gebracht werden. Das entlastet die Zehenspitze. Für sofortige Kühlung wird ein Beutel mit Eis um das betroffene Bein gewickelt (das hemmt die schädliche Enzymbildung der Hufrehe).
Lahmheit: Das Pferd muss geschont werden. Vor der Gabe von entzündungshemmenden Medikamenten sollte unbedingt mit einem Tierarzt Rücksprache gehalten werden. Bei einer schweren Lahmheit kann auch ein Knochenriss entstanden sein. Ihr Tierarzt wird entscheiden, ob ein Röntgenbild notwendig ist.
Kleine Ausbrechungen der Hufwand: Diese können mit einem Hufraspel ausgeglichen werden. Bei größeren Abspaltungen ist ein Hufschmied zu rufen.
Nun sind Sie für den Ernstfall gerüstet. Bleibt nur zu hoffen, dass die Pferdeapotheke so selten wie möglich benötigt wird.
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